Der globale Markt für Elektrofahrzeuge (EVs) hat im zweiten Quartal 2025 eine weitere aufregende Phase durchlaufen. Neue Rekordzahlen, überraschende Rückgänge und stark divergierende Entwicklungen zwischen einzelnen Regionen und Herstellern zeichnen ein vielschichtiges Bild. Während in Europa der Preisdruck zunimmt und traditionelle Hersteller unter Druck geraten, feiern in China Marken wie BYD regelrechte Absatzrekorde. In Nordamerika steht Tesla stärker im Wettbewerb als je zuvor, während junge Herausforderer langsam Marktanteile sichern.
Globale Verkaufszahlen im Überblick
Im globalen Maßstab sind die Verkaufszahlen von Elektroautos in Q2 2025 um rund 28 % im Vergleich zum Vorjahresquartal gestiegen. Weltweit wurden etwa 4,2 Millionen elektrisch angetriebene Fahrzeuge (Battery Electric Vehicles und Plug-in-Hybride) verkauft. Der Anteil reiner Elektrofahrzeuge (BEVs) liegt dabei deutlich höher als bei Plug-in-Hybriden. Rund 75 % aller Verkäufe entfallen auf BEVs, was zeigt, dass der Markt immer stärker auf vollständige Elektrifizierung zusteuert.
Nach Regionen betrachtet, stellt sich die Verteilung wie folgt dar:
- China: Ca. 2,1 Millionen verkaufte Fahrzeuge – damit mit Abstand der größte Markt.
- Europa: Rund 1,1 Millionen Fahrzeuge, mit wachsender Konkurrenz durch chinesische Hersteller.
- Nordamerika: Etwa 750.000 Fahrzeuge, wobei die USA klar dominieren.
- Rest der Welt: Ca. 250.000 Fahrzeuge, zunehmend starkes Wachstum in Indien und Südostasien.
Tabelle zu den aktuellen Verkaufszahlen im zweiten Quartal 2025
Hersteller | Verkäufe Q2 2025 | Marktanteil (%) | Veränderung gegenüber Q2 2024 |
---|---|---|---|
BYD | 1.050.000 | 25,0% | +38% |
Tesla | 870.000 | 20,7% | +12% |
NIO | 200.000 | 4,8% | +35% |
XPeng | 180.000 | 4,3% | +27% |
Li Auto | 170.000 | 4,0% | +30% |
BMW Group | 150.000 | 3,6% | -8% |
Mercedes-Benz | 140.000 | 3,3% | -10% |
Audi | 120.000 | 2,9% | -12% |
GM | 110.000 | 2,6% | -5% |
Ford | 95.000 | 2,3% | -7% |
Toyota | 90.000 | 2,1% | +4% |
Andere Hersteller | 1.035.000 | 24,4% | +18% |
Die großen Gewinner des Quartals
BYD – Aufstieg zur globalen Nummer eins
BYD hat im zweiten Quartal 2025 einen neuen Meilenstein erreicht: Mit rund 1,05 Millionen verkauften Fahrzeugen weltweit dominiert der chinesische Hersteller den Markt. Die Strategie „Elektromobilität für alle“ zahlt sich aus. Während Tesla und insbesondere europäische Hersteller im Premiumsegment verwurzelt bleiben, fokussiert BYD sowohl auf günstige Einstiegsmodelle als auch auf Mittelklassefahrzeuge.
Drei Gründe sind besonders ausschlaggebend für den Erfolg von BYD:
- Batterie-Integration: Durch die eigene Batterietechnologie (Blade-Battery) hat BYD eine enorme Kostenkontrolle. Dies erlaubt niedrige Verkaufspreise bei gleichzeitig hoher Reichweite.
- Breite Modellpalette: Vom günstigen Klein-Stadtflitzer bis zum Elektro-SUV bietet BYD eine enorme Vielfalt. Dadurch kann das Unternehmen mehrere Preissegmente gleichzeitig bedienen.
- Internationalisierung: BYD nutzt aggressive Exportstrategien und dringt zunehmend in Europa, Indien und Lateinamerika ein. In Deutschland und Frankreich gehören BYD-Modelle inzwischen zu den meistverkauften Importfahrzeugen im EV-Segment.
Tesla – weiterhin stark, aber nicht mehr unangefochten
Tesla verzeichnete im Q2 2025 weltweit rund 870.000 verkaufte Fahrzeuge. Damit bleibt der US-Pionier die klare Nummer zwei, büßt jedoch Marktanteile ein. Während das Model Y nach wie vor das meistverkaufte Einzelmodell der Welt bleibt, verspürt Tesla Druck von günstigeren Alternativen chinesischer Hersteller.
Besonders auffällig ist die Entwicklung in Europa, wo Tesla erstmals stagnierende Zahlen meldete. In China ist Tesla zwar weiterhin stark, aber BYD und NIO gewinnen immer mehr Marktanteile. Der US-Markt bleibt Teslas wichtigste Säule, wobei die Einführung des stark nachgefragten Cybertruck 2024 positive Effekte zeigt.
Chinesische Newcomer: NIO, XPeng, Li Auto
Neben BYD haben auch andere chinesische Marken kräftig zugelegt. NIO setzte etwa 200.000 Fahrzeuge ab, XPeng etwa 180.000, während Li Auto stark von seinen Plug-in-Hybriden profitiert. Diese Marken sind zwar zahlenmäßig weit hinter BYD und Tesla, aber ihr Wachstumstempo ist beeindruckend. Sie bedienen besonders die digital affinen Kundengruppen mit stark vernetzten Fahrzeugen und innovativen Ladenetzwerken.
Die Verlierer des Quartals
Deutsche Premiumhersteller unter Druck
BMW, Mercedes-Benz und Audi verlieren in Q2 2025 weiter Marktanteile. In Europa kämpfen sie gegen Importdruck aus China und den anhaltenden Preiskrieg. Während sie technisch hochwertige Fahrzeuge anbieten, scheitern sie oft an zu hohen Preisen, langen Lieferzeiten und fehlender Ladeinfrastruktur im Heimatmarkt. Besonders schmerzlich: Die Verkäufe von E-SUVs wie dem Mercedes EQE SUV oder dem BMW iX bleiben deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Japanische Hersteller – verschlafen den Trend?
Hersteller wie Toyota und Honda hinken im Elektroauto-Markt weiterhin hinterher. Zwar steigt ihr Engagement langsam, aber ihre Abhängigkeit von Hybriden macht sie im wachsenden BEV-Segment unattraktiver. Toyota verkaufte im Q2 nur rund 90.000 reine Elektrofahrzeuge weltweit und liegt damit weit abgeschlagen hinter den Marktführern. Kritiker sprechen von einer „verlorenen Zeit“, da lange auf Hybride gesetzt wurde.
Ford und GM – Verlangsamung in den USA
Die großen US-Traditionskonzerne haben zwar solide Zahlen, verlieren aber im Vergleich zu Tesla und chinesischen Importmarken Dynamik. Ford verkaufte knapp 95.000 Elektroautos im Quartal, GM etwa 110.000. Die Modelle Mustang Mach-E und Chevrolet Blazer EV verkauften sich schwächer als erwartet. Gründe: technische Kinderkrankheiten, Produktionsengpässe und Preisdruck durch günstigere Marken.
Gründe für die Marktverschiebungen
Warum gewinnen manche Hersteller wie BYD an Boden, während andere Marktanteile verlieren? Die Gründe lassen sich in vier Hauptfaktoren gliedern:
- Preis-Leistungs-Verhältnis: Hersteller wie BYD bieten günstige Fahrzeuge mit solider Reichweite. Europäische Hersteller setzen hingegen noch stark auf Premiumpreise.
- Technologische Eigenständigkeit: BYD produziert Batterien selbst, was Kosten senkt. Viele europäische Hersteller sind auf Zulieferer angewiesen.
- Infrastruktur: Ein dichtes Ladenetz, wie es in China entsteht, unterstützt die Verbreitung von EVs enorm. In Europa bremsen Ladeengpässe den Markt.
- Politische Förderung: Staatliche Subventionen, etwa in China und den USA, treiben die Nachfrage. In Europa hingegen laufen Förderprogramme aus, was den Absatz dämpft.
Regionale Unterschiede im Detail
China – der Wachstumsmotor
China bleibt der größte EV-Markt der Welt. Mit über 2 Millionen verkauften Fahrzeugen dominiert das Land die Statistik. Neben BYD profitieren auch Newcomer, die regionale Märkte bedienen. Subventionen und eine tiefe lokale Wertschöpfungskette sichern der chinesischen Industrie einen Vorteil.
Europa – eine schwierige Lage
Europa erlebt einen Preiskampf, den viele heimische Hersteller kaum gewinnen können. Während Elektroautos hier politisch gefördert werden, zeichnet sich ein Nachteil ab: Asiatische Hersteller nutzen Europas offene Märkte, um ihre günstigen Modelle zu platzieren. In Ländern wie Deutschland und Frankreich stehen chinesische EVs nun regelmäßig in den Top Ten der Zulassungsstatistiken.
USA – Konkurrenzdruck für Tesla
In den USA sind Elektroautos zwar weiterhin stark nachgefragt, doch Tesla ist nicht mehr konkurrenzlos. Neue Player wie Rivian und Lucid besetzen Nischenmärkte, während traditionelle Hersteller Marktanteile verteidigen wollen. Der Wettbewerb bleibt hart, allerdings profitieren US-Verkäufe derzeit von steuerlichen Anreizen unter dem Inflation Reduction Act.
Ausblick für das zweite Halbjahr 2025
Das zweite Halbjahr 2025 verspricht spannend zu werden. Experten erwarten, dass China weiterhin den Takt vorgibt und BYD seine Marktführerschaft weiter ausbaut. Tesla wird versuchen, durch Software-Updates und neue Modelle die Gewinnmargen zu halten. In Europa wird entschieden, ob traditionelle Hersteller sich im Preiskampf behaupten können oder dauerhaft Marktanteile an asiatische Wettbewerber verlieren.
Ein Schlüsselfaktor wird die Batterietechnologie sein: Wer Innovationen wie Festkörperbatterien am schnellsten marktreif macht, könnte den nächsten großen Wachstumsschub auslösen. Gleichzeitig bleibt die Ladeinfrastruktur ein Nadelöhr, insbesondere in Europa und Teilen der USA.
Fazit
Die Verkaufszahlen aus Q2 2025 zeigen klar: Die Zukunft der Elektromobilität wird zunehmend in China entschieden. BYD ist zum globalen Schwergewicht aufgestiegen und setzt etablierte Hersteller erheblich unter Druck. Tesla bleibt stark, verliert aber Marktanteile. Europäische Premiumhersteller stehen vor massiven Herausforderungen, während japanische Marken dringend ihre Elektrostrategien nachjustieren müssen.
Letztlich deutet alles darauf hin, dass die kommenden Jahre von einem intensiven Wettbewerb gekennzeichnet sein werden – mit sinkenden Preisen, technologischen Sprüngen und einer weiter steigenden Akzeptanz von Elektrofahrzeugen weltweit.
Dr. Jens Bölscher ist studierter Betriebswirt mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik. Er promovierte im Jahr 2000 zum Thema Electronic Commerce in der Versicherungswirtschaft und hat zahlreiche Bücher und Fachbeiträge veröffentlicht. Er war langjährig in verschiedenen Positionen tätig, zuletzt 14 Jahre als Geschäftsführer. Seine besonderen Interessen sind Innovationen im IT Bereich.