Elektroautos gelten weltweit als Zukunft der Mobilität – sauber, leise und nachhaltig. Doch eines bleibt für viele Autofahrer ein zentrales Problem: die Reichweite. Während in Europa der Fokus auf vollelektrische Modelle mit immer größeren Akkus liegt, verfolgt China einen anderen Ansatz – mit beeindruckendem Erfolg: Elektroautos mit Range Extender (EREV) boomen.

In Deutschland ist das Konzept noch weitgehend unbekannt, doch das könnte sich bald ändern. Denn Begriffe wie „Range Extender Deutschland“, „EREV Technologie“ oder „Elektroauto Reichweitenverlängerer“ gewinnen bei Google deutlich an Sichtbarkeit – und zeigen, wie groß das Informationsinteresse wächst. Höchste Zeit, die Technik dahinter, ihre Vorteile und den chinesischen Boom genauer unter die Lupe zu nehmen.

Was ist ein Range Extender überhaupt?

Ein Range Extender ist ein kleiner Verbrennungs- oder Wankelmotor, der nicht direkt das Fahrzeug antreibt, sondern nur dazu dient, Strom für den Elektromotor zu erzeugen. Das Fahrzeug bleibt technisch gesehen ein reines Elektroauto, da der Antrieb vollständig elektrisch erfolgt – der Range Extender lädt lediglich die Batterie nach oder versorgt den Motor bei leerem Akku mit Strom.

Diese Technik wird auch als EREV (Extended-Range Electric Vehicle) bezeichnet. Sie unterscheidet sich klar von Plug-in-Hybriden (PHEV), bei denen beide Motoren – Verbrenner und E-Antrieb – aktiv das Fahrzeug antreiben können.

Vorteile von EREVs auf einen Blick

Vorteil Beschreibung
Keine Reichweitenangst Auch bei leerer Batterie ist Weiterfahren möglich – der Generator springt ein
Kleiner Akku, geringere Kosten Der Akku kann kleiner dimensioniert werden als bei BEVs – gut für Preis und Umwelt
Leise und lokal emissionsfrei im Stadtverkehr Im Kurzstreckenbetrieb fährt das Auto rein elektrisch
Verlässliche Langstreckentauglichkeit Besonders wichtig in Regionen mit lückenhafter Ladeinfrastruktur
Hohe Alltagstauglichkeit Laden über Steckdose möglich, tanken zur Not auch – maximale Flexibilität

Warum China auf Range Extender setzt

Der chinesische Automarkt gilt als innovationsfreudig und pragmatisch zugleich. Während Tesla, BYD und Co. den BEV-Markt dominieren, entstehen rund um das EREV-Segment zahlreiche neue Marken und Modelle. Dazu zählen unter anderem:

  • Li Auto mit den Modellen L7, L8 und L9
  • Voyah mit dem Free EREV
  • Seres mit dem Seres 5
  • Deepal (Changan) mit dem SL03 EREV

Allein Li Auto verkaufte 2023 über 370.000 Fahrzeuge – alle mit Range Extender. Das zeigt: Die Kombination aus elektrischer Effizienz und zuverlässiger Reichweite überzeugt Millionen chinesischer Käufer.

Hinter dem Erfolg steckt ein smarter Gedanke: Statt mit teuren Riesenbatterien und Superchargern zu kämpfen, bietet man den Kunden ein alltagstaugliches Elektroauto, das auch lange Strecken ohne Ladepause bewältigt – indem man einfach Benzin nachtankt.

Typisches Beispiel: Der Li Auto L7

Der Li Auto L7 ist ein luxuriöser Fünfsitzer mit 1,5-Liter-Turbobenziner als Generator und einer Batterie mit rund 40 kWh Kapazität. Das reicht für etwa 160 km rein elektrisches Fahren – im Alltag völlig ausreichend. Für Langstrecken steht der Range Extender bereit, wodurch sich eine Gesamtreichweite von über 1000 km ergibt.

Auch bei Temperaturen unter 0 Grad oder auf Reisen durchs Hinterland – das Auto bleibt zuverlässig, ohne dass der Fahrer sich Sorgen um Ladesäulen machen muss.

Warum gibt es in Deutschland kaum Range Extender?

In Europa und insbesondere in Deutschland setzte die Politik stark auf vollelektrische Fahrzeuge (BEVs) und förderte diese konsequent. Technologien wie EREVs galten als „Brückentechnologien“, die nicht mehr in das langfristige Zielbild passten. Auch Plug-in-Hybride wurden lange bevorzugt behandelt.

Hinzu kommt ein Imageproblem: Fahrzeuge mit Range Extender wurden teils mit Hybriden gleichgesetzt – obwohl sie technisch fundamental verschieden sind. Nur wenige Hersteller wagten sich an das Konzept:

  • Der BMW i3 REx (2013–2018) war ein früher Vorreiter – aber seiner Zeit voraus
  • Opel Ampera und Chevrolet Volt nutzten ähnliche Konzepte, wurden aber eingestellt

Inzwischen wächst jedoch das Interesse – nicht zuletzt durch den Blick nach China. Immer mehr Experten fragen sich: Ist ein Comeback der Reichweitenverlängerer in Deutschland denkbar?

Vorteile in Deutschland – das spricht für EREVs

  • Perfekt für ländliche Regionen: Wo wenige Ladesäulen stehen, punktet der Tankvorteil
  • Ideal für Pendler: Unter der Woche elektrisch, am Wochenende mit Range Extender
  • Weniger Batteriebedarf: Gut für CO₂-Bilanz und Rohstoffverbrauch
  • Günstigere Fahrzeuge: Kleinere Akkus senken die Produktionskosten

Gerade in einem Land wie Deutschland, wo Reichweitenangst, Winterreichweite und Ladeverfügbarkeit immer wieder genannt werden, könnte das EREV-Konzept bald wieder salonfähig werden – insbesondere, wenn chinesische Hersteller in den Markt drängen.

Kritikpunkte und Herausforderungen

Natürlich ist auch das Range-Extender-Prinzip kein Allheilmittel. Kritiker bemängeln:

  • Verbrenner im Auto: Zwar wird er nur als Generator genutzt, aber CO₂ entsteht trotzdem
  • Komplexität: Zwei Antriebe bedeuten mehr Wartungsaufwand
  • Förderung: In vielen Ländern sind EREVs nicht als „echte“ E-Autos förderfähig

Dennoch überwiegen für viele Nutzer die Vorteile – insbesondere im Alltag mit schwacher Ladeinfrastruktur oder langen Distanzen.

Fazit: Die EREV-Technologie hat Zukunft – auch in Deutschland

Was in China längst boomt, könnte auch in Europa bald Fuß fassen: Elektroautos mit Range Extender bieten eine flexible, alltagstaugliche und vergleichsweise günstige Lösung für viele Mobilitätsbedürfnisse. Sie verbinden das Beste aus zwei Welten – die Emissionsfreiheit im Nahverkehr mit der Reichweitenstärke klassischer Fahrzeuge.

Gerade in Deutschland, wo viele Autofahrer skeptisch gegenüber reinen Elektroautos sind, könnten EREVs der Schlüssel zur breiteren Akzeptanz der Elektromobilität werden. Und mit chinesischen Marken wie Li Auto, Seres oder Deepal, die bereits die Serienreife bewiesen haben, ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch hierzulande die ersten Reichweitenverlängerer durchstarten.

Unsere Prognose: Wer jetzt in das Thema Range Extender investiert – sei es als Hersteller, Zulieferer oder interessierter Fahrer – ist der Zeit einen Schritt voraus.

Autor: Jens

Dr. Jens Bölscher ist studierter Betriebswirt mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik. Er promovierte im Jahr 2000 zum Thema Electronic Commerce in der Versicherungswirtschaft und hat zahlreiche Bücher und Fachbeiträge veröffentlicht. Er war langjährig in verschiedenen Positionen tätig, zuletzt 14 Jahre als Geschäftsführer. Seine besonderen Interessen sind Innovationen im IT Bereich.